Wenn erwachsene Menschen sich unter dem Schutz der Gruppe trauen, einen Einzelnen kollektiv zu beleidigen, ihn zu beschimpfen, ihn auszulachen – immer und immer wieder – dann denkt man nicht unbedingt an eine Ratssitzung in Leverkusen. Leider ist das genau so geschehen und jeder, der möchte, kann sich ein eigenes Bild davon machen. Die Ratssitzung wurde per Video aufgenommen und ins Netz gestellt. Es ist beschämend, welches Verhalten die Herren Ippolito (SPD), Schönberger (CDU) und Co. an den Tag legen und wer so alles auf den Zug aufspringt oder wer einfach nur stillschweigend zuschaut. Ich für meinen Teil werde diese Politiker nicht mehr unterstützen. Moral und Anstand sind Werte, die ich erwarte – auch in der Politik. Vielleicht mal drüber nachdenken – schließlich sind bald ja wieder Wahlen!
Andrea Kittel, Leverkusen
SPENDABLEM MINISTER UNDANKBAR
RHEINBRÜCKE Zu „Sperre erfüllt sofort ihren Zweck“ vom 30. September
Es ist nicht zu glauben. Da kommt unser hoch geschätzter Verkehrsminister Groschek nach Leverkusen, um die neue Autobahnbrücken-Sperranlage für Lkw einzuweihen und keiner geht hin.
Weder Bürger noch offizielle Stadtvertreter. Dabei meint er es doch so gut mit Leverkusen. Will 740 Millionen Euro für die neue Brücke ausgeben. Pardon, er spendiert ja gleich zwei Brücken mit je sechs Fahrspuren und weiteren Standspuren. So etwas Großzügiges gibt es sonst nirgends. Und genauso großzügig geht es auf zwei Megastelzen quer durch das Stadtgebiet. 150 000 Autos, davon 20 000 Lkw, lassen dann täglich glücklich dahin gleitend Feinstäube, Abgase und Lärm auf die hoffentlich darüber auch glücklichen Leverkusener herunterrieseln.
Da steht also der Verkehrsminister oben auf der Bayer-Giftmülldeponie, um das Startzeichen – Daumen runter – für die grandiose neue Sperranlage zu geben. Kein roter Teppich ist ausgerollt, kein Oberbürgermeister oder wenigstens einer seiner vielen Stellvertreter hofieren ihn, er ist extrem traurig. „Das Wort Leverkusen kommt in den Redemanuskripten von Michael Groschek und Gisela Walsken (Kölner Regierungspräsidentin) nicht vor.“ Ach so!? Könnte es sein, dass ihn nur die Fernstraße, nicht aber die Stadt, durch die dieses Monstrum gebaut werden soll und seine dort
wohnenden 165 000 Menschen interessieren? Dass es egal ist, wie sie leben, von den Emissionen krank werden und vielleicht auch daran sterben? Dass ein Rheintunnel das alles vermeiden könnte?
Es ist auch nicht zu glauben, dass die Leverkusener Bürger das Genehmigungsverfahren nicht glücklich befürworten, sondern Einwendungen dagegen erheben und hierbei die Gesundheit ihrer Kinder und Enkelkinder im Mund führen, die möglicherweise noch nicht einmal geboren sind.
Immo Filzek, Leverkusen
2 Comments
Die Aufsehen erregenden Aussagen des Lungenfacharztes Dr. Mülleneisen zur sich verschlechternden Luftqualität in unserer Stadt machen deutlich, dass ein lebens-wertes Leverkusen in Zukunft zunächst einmal mehr von reduziertem Autoverkehr und weitsichtiger Infrastrukturplanung abhängt als vornehmlich von einem gutem Kulturangebot.
Hier fehlt es in bürgerlichen Kreisen Leverkusens offensichtlich an Einsicht in Zusammenhänge, erklärt aber auch die Uneinigkeit und den fehlenden Kampfeswillen der Bevölkerung gegen den für alle ruinösen Autobahnausbau in der Mitte unserer Stadt.
Für Leverkusen kann es nicht die Lösung sein, sich in Petitionen vornehm für den Erhalt des Kunstmuseums Morsbroichs – ohne wenn und aber – auszusprechen und darüber aber den großen Zusammenhang von einem erträglichen, nachhaltigen Leben in einer Großstadt auszublenden!
In dieser für die Stadt drängenden Zukunftsfrage:
Wo sind die Stimmen und das Engagement Prominenter in unserer Stadt, die öffentlich Bereitschaft zeigen, Stadtökologie und -kultur zusammenzudenken und damit dem Protest gegen das „Stelzen-Monster“ in Leverkusen endlich bundesweit ein Gesicht zu geben?
Bitte die Kinder, die Fünftklässler, nicht beleidigen ! Die Kinder sind einfach in dem Alter lebendig und unruhig. Die Ratsversammlung , also erwachsene Menschen, war bösartig und bewusst verletzend. Dazu wieder einmal ein überforderter Oberbürgermeister, der dies als Versammlungsleiter alles geschehen ließ, und hilflos auch die übelsten Beleidigungen durchgehen ließ.
Ich habe solch üble Machenschaften mit meinen 76 Jahren und meiner rund vierzigjährigen Mitgliedschaft im Rat unserer Stadt noch nie erlebt.