Feinstaub in Leverkusen kostet Menschenleben –
Was können Bürger und Politik tun?

Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach

Der Bundestagsabgeordnete für Leverkusen und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr.Dr. Karl Lauterbach hatte am 4. Juli unter dem Thema Feinstaub und Lärmbelästigung in Leverkusen“ erneut zu einer Bürgerversammlung eingeladen, um über die Auswirkungen von Verkehrspolitik auf die Gesundheit zu diskutieren.

Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach © Karl Lauterbach,


Hierbei hat er neuste wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema präsentiert und sich auf Grund dieser Erkenntnisse offiziell auf Seiten unser Initiative LEV muss leben! und der von uns vertretene Kombilösung positioniert (wir berichteten).

Im folgenden lesen Sie seine offizielle Meldung dazu:

„Ende Juni erschien in einer der wichtigsten Fachschriften für Medizin eine Studie zu den Gefahren des Feinstaubs, die einen Meilenstein in der Erforschung der Frage nach der Schädlichkeit von Feinstaub darstellt. Ein Team der Harvard School of Public Health, wo auch ich seit fast 20 Jahren meine Gastprofessur habe, hat bei 60 Millionen Amerikanern insgesamt 22 Millionen Todesfälle über 12 Jahre ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie bestätigen mit noch nie dagewesener Präzision das, was auch andere Studien schon nahegelegt haben. Die wichtigsten Ergebnisse haben große Bedeutung nicht zuletzt für Leverkusen.
Zunächst kann man sehen, dass es für Feinstaub keine sichere untere Dosis gibt.
Genau wie beim Rauchen schadet Feinstaub von der niedrigsten Konzentration an, und es gibt auch keine Grenze des Schadens nach oben. Das heißt, dass selbst ein Raucher durch Feinstaub sein Sterblichkeitsrisiko weiter steigert. Die Dosis-Wirkungsbeziehung zeigt, dass pro 10 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter die Sterblichkeit zwischen 8 und 10 % steigt.
Eigene Berechnungen auf der Basis dieser Studie und anderer Studien lassen mich zu dem Schluss kommen, dass pro Jahr zwischen 140 und 200 Leverkusener an den Folgen des Feinstaubs sterben, die im Durchschnitt sonst noch 10 Jahre gelebt hätten. Diese Berechnung setzt auf den bekannten Feinstaubmesswerten in Leverkusen und einer realistischen Absenkung durch Verkehrsmaßnahmen um durchschnittlich 10 Mikrogramm pro Kubikmeter auf, was etwa einer Senkung des Niveaus um ein Drittel bis zur Hälfte gleichkäme. Da mittlerweile auch als gesichert gilt, dass Feinstaub zu Demenz führen kann und den Verlust der Merk- und Denkfähigkeit im Alter beschleunigt, muss ehrgeizig gegen diese Gefahren vorgegangen werden. Verharmlosung ist verantwortungslos, es geht hier nicht um die Frage Luftkurort oder Industriestadt, sondern schlicht um eine realistische Senkung, die auch darüber entscheiden wird, wer in Zukunft in Leverkusen leben will. Da die Gefahren des Feinstaubs in Zukunft als das neue Rauchen diskutiert werden, wird das Thema in den nächsten Jahren massiv an Fahrt gewinnen.

Wie kann dieses Ziel erreicht werden?
Zunächst ist die Verlagerung des Autobahnverkehrs in Tunnellagen die wichtigste Möglichkeit.
Mit drei Autobahnen im Stadtgebiet und mehreren 100.000 Fahrzeugen pro Tag, überwiegend Dieselfahrzeuge, kann ein solches Ziel ohne die Tunnellage großer Teile der A1 und der A3 nicht umgesetzt werden. Während die Tunnelführung der A3 von der Ausfahrt Leverkusen bis zur Ausfahrt Opladen als technisch machbar und unbedingt umzusetzen bewertet werden kann, bleibt die Frage nach der besten Tunnellösung für die A1. Ich habe mich selbst mit diesem Thema sehr intensiv im letzten Jahr befasst und bereits am 9. Januar einen öffentlich viel diskutierten Vortrag gehalten. Seitdem bin ich mit den Bürgerinitiativen und auch den amtlichen Stellen eng im Kontakt und mir scheint Folgendes geboten zu sein: Zunächst ist es unstrittig, dass ein längerer Tunnel, also die sogenannte Kombilösung, dem kurzen Tunnel als Ersatz für die Stelze zu bevorzugen wäre. Es lässt sich damit mehr Verkehrsfeinstaub für Leverkusen vermeiden. Somit muss gelten: Soviel Tunnel wie möglich.
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aber 5 Fragen, die nach Sicht aller Gutachten und Materialien noch nicht geklärt sind, und die zum Schluss darüber entscheiden werden, ob eine Kombilösung möglich ist:
1. Wie riskant ist der Eingriff in die Dhünnaue wirklich?
2. Wäre die Kombilösung ohne Eingriff in die Dhünnaue möglich?
3. Müsste für die Kombilösung die A1 länger gesperrt werden?
4. Welchen Umleitungsverkehr würde die Kombilösung für die Stadt bringen und wie könnte dieser vermieden werden?
5. Wie lang sind die Bauzeiten für die Kombilösung?
Diese Fragen müssen bis spätestens Februar 2018 geklärt sein, denn dann würden nicht wieder aufzuhebende Arbeiten an der Leverkusener Brücke und in der Dhünnaue für die Vorzugsvariante von Straßen NRW beginnen. Ein solches Gutachten ist nötig, ganz unabhängig vom Ausgang der Prüfung des bisherigen Verfahrens durch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, weil hier nur auf der Grundlage der vorgelegten Akten die Rechtmäßigkeit des Beschlusses geprüft wird. Was zusätzlich immer gebraucht wird, ist eine fachliche Beantwortung der oben genannten Fragen, so dass auf dieser Grundlage die weitere Planung geschehen kann. Diese wird von Straßen NRW zu der Bundesfernstraßengesellschaft übergehen, so dass die Karten neu gemischt werden können, wenn die Fakten es nahelegen. Ein solches Gutachten macht aber nur Sinn, wenn es von völlig unabhängigen Gutachtern erstellt wird. Dabei scheiden aus meiner Sicht sowohl Gutachter aus, die bereits für Straßen NRW gearbeitet haben, als auch solche, die einschlägig die Bürgerinitiativen für die Kombilösung unterstützt haben. Optimal wäre es, wenn das Gutachten von den Leverkusener Bürgerinitiativen in Auftrag gegeben und per Ausschreibung vergeben würde. Für die Vergabe könnten sich die Bürgerinitiativen, z.B. Lev muss Leben, einen wissenschaftlichen oder fachkundigen Beirat zulegen. Kommt es zu einem solchen Gutachten, wäre ich gerne auch selbst zu einer Spende bereit. Ein solches Gutachten hat aber, wie gesagt, nur Zweck, wenn es völlig neutral erstellt wird, z.B. durch einen dafür erfahrenen Lehrstuhl für Fernstraßenund Tunnelbau.

Was kann der einzelne Bürger tun, um sich zu schützen?
Tatsächlich zeigen Studien, dass man insbesondere mit der Ernährung das eigene Risiko senken kann. Besonders deutlich scheint die Schutzwirkung von Fischkonsum zu sein, weil die darin enthaltenen Fettsäuren insbesondere Lunge und Gehirn schützen. Auch sind die Vitamine B2, B6, B12, C und E wirksam. Damit man die Wirkung auch erzielt, müssen sie durch die Nahrung und nicht als Tabletten zugeführt werden. Entsprechende Nahrungsmittel findet man im Internet. Vereinfacht gesagt, kommt es auf Fisch, Nüsse, grünes Gemüse, Paprika und Orangen an.“ (Karl Lauterbach)

3 Comments

  1. Unter folgendem Link, haben Sie die Möglichkeit für das von Herr Lauterbach angesprochene Gutachten, dass durch uns beauftragt werden soll, zu spenden:
    http://www.levmussleben.eu/Spenden

  2. Weitere Infos zum Thema Feinstaub und Feinstaub-Messnetz

  3. die Veranstaltung sollte beim nächsten Mal morgen gegen 7:30Uhr in fette Henne stattfinden. Dann bedarf es keine weiteren Worte

Kommentiere jetzt

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.