RP: Bürger fordern Feinstaub-Vortrag von Lauterbach

Soll die Politik in Leverkusen über Feinstaub informieren: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

Soll die Politik in Leverkusen über Feinstaub informieren: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. © Uwe Miserius,

Karl Lauterbach soll Licht ins Dunkel bringen: Die Interessengemeinschaft Schleswig-Holstein-Siedlung hat bei Oberbürgermeister Uwe Richrath einen Antrag eingereicht „für eine umfangreiche Information des Stadtrates über neue Erkenntnisse zur Feinstaubbelastung und deren gesundheitlichen Folgen durch Herrn Prof. Dr. Karl Lauterbach MdB“.Weiter heißt es in dem Schreiben: Lauterbach habe „neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Gefahren des Feinstaubes anhand einer Studie ,Air Pollution and Mortality in the Medicare Population‘ erarbeitet.“ Die Studie zeige den Zusammenhang von Luftverschmutzung und deren gesundheitlichen Folgen.

Gerade wegen der hohen Feinstaubbelastung in Leverkusen hält es die Interessengemeinschaft für „erforderlich, den Stadtrat über die neue Studie zu informieren“, notieren die Bürger der Siedlung nahe der A3.

Die Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung in Leverkusen habe stark zugenommen und werde durch den Ausbau der Autobahnen und der prognostizierten Verkehrszahlen weiter ansteigen. „Die innerstädtischen Belastungen sind gerade in Manfort sehr hoch. Die zulässigen Jahresmittelgrenzwerte von Stickstoffdioxid wurden in den Jahren 2015 und 2016 weit überschritten.“ Die Stadt Leverkusen sei aufgefordert, einen Luftreinhalteplan zu erstellen. „Wir halten es für ein Gebot der Stunde, dass sich alle Ratspolitiker mit dem Themenkomplex Feinstaub und Stickstoffdioxide auseinandersetzen.“ Daher der Antrag für einen Fachvortrag von Lauterbach.

Der hatte anfang des Monats im Forum zu dem Thema referiert (wir berichteten) und aus der Studie berichtet. Die ergab: Es gibt keinen unteren Schwellenpunkt. Jede Konzentration von Feinstaub sei schädlich. Ebenso gebe es keinen oberen Schwellenwert, ab dem die Schädlichkeit gleich bleibe. Zudem: Der höchste durchschnittliche Wert, der für die Studie verwendet wurde, liege bei 16 Mikrogramm pro Quadratmeter. In Leverkusen seien es aber bereits 20 Mikrogramm – dies sei besorgniserregend.

Noch der ehemalige NRW-Umweltminister Johannes Remmel hatte der Stadt in Sachen Feinstaubmessung im Frühjahr eine Absage erteilt: Die Stadt hatte ihm nach einem Ratsbeschuss vom vergangenen Jahr gebeten, weitere Messstationen in der Stadt aufzustellen. Remmel sieht für zusätzliche Messungen der Luft außer an den bestehenden Stellen keine Notwendigkeit, zumal für Leverkusen ohnehin bis Anfang 2018 ein Luftreinhalteplan erstellt werde.

Die Interessengemeinschaft sagt: „Von der Politik werden in Zukunft Lösungsvorschläge und deren Umsetzung gefordert. Hier muss der Bürger im Mittelpunkt stehen und der Verkehr eine untergeordnete Rolle spielen. Das erfordert nicht nur Ideenreichtum, sondern auch Umsetzung von unbequemen Maßnahmen.“

Ein Beispiel sei die Wupsi: Hier könnte man überlegen, „wann für die innerstädtischen Strecken Busse mit Elektroantrieb eingesetzt werden“. Die IG Schleswig-Holstein hält zudem an ihrem seit Jahren bestehenden Vorschlag eines A3-Durchfahr-Tunnels „als weiteren wichtigen Baustein zur Reduzierung der Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung“ fest. Die Stoffe könnten in einem Tunnel abgeleitet und gefiltert werden. Der A3-Durchfahr-Tunnel werde freilich teurer als eine Verbreiterung, das wissen die Bürger – aber: „Hier darf Geld nicht im Mittelpunkt, sondern sollte ebenfalls der Mensch im Mittelpunkt stehen“, argumentieren die Anwohner.

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